/ Forschung

Dezemberkinder sind in der Schweizer Nachwuchsförderung unterrepräsentiert

Unter dem relativen Alterseffekt (RAE) versteht man die Beobachtung, dass – z. B. im Leistungssport – innerhalb eines Jahrgangs früh (beispielsweise im Januar) Geborene häufiger in Auswahlteams selektioniert werden, als die spät im selben Jahrgang geborenen Kinder und Jugendlichen. In einer Analyse aller im Jahr 2014 selektionierter Kinder und Jugendlichen (n=18‘859) wurde festgestellt, dass die gesamte Schweizer Nachwuchsförderung vom RAE betroffen ist. Der RAE ist bei Jungen stärker ausgeprägt als bei Mädchen. Sportarten mit hohem Bekanntheitsgrad und hohem Selektionsdruck weisen die stärksten RAEs auf. Das heisst, dass derzeit «falsche» Talente gefördert werden, die langfristig nur wenig Potenzial haben. Andererseits gehen «echte» Talente auf Kosten der relativ Älteren verloren. Es wird deutlich, dass derzeit keine Chancengleichheit besteht. Je früher eine Person im Jahr geboren ist, desto höher sind ihre Chancen selektioniert zu werden.

Die Autoren, Michael Romann, Roland Rössler, Marie Javet und Oliver Faude folgern, dass das der RAE und der biologische Entwicklungsstand bei Selektionen mehr einbezogen und Selektionen erst ab dem Alter von 15-16 Jahren durchgeführt werden sollten.

Die Studie, die in einem gemeinsamen Projekt zwischen der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen und Forschern des Bereichs Bewegungs- und Trainingswissenschaft des DSBG durchgeführt wurde, ist im Journal of Sports Sciences veröffentlicht (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29392997).