/ Forschung

Erfahrungen von Schweizer Fitness Mitarbeitenden bei Verdacht auf Essstörungen und Bewegungssucht

Sport und körperliche Aktivität gehören zu einem gesunden Leben. Jedoch gibt es Personen, die Sport in solchen Mengen (über-)treiben, dass dies zu psychischem und physischem Schaden führt. Diese Personen sind manchmal durch den Wunsch abzunehmen oder Essanfälle zu kompensieren motiviert. Das Verhalten kann also als Symptom einer Essstörung eingestuft werden. Andere Personen hingegen werden vermutlich von den belohnenden Gefühlen während und nach dem Sport abhängig und leiden somit unter eine Bewegungssucht. Das exzessive Sporttreiben in Verbindung mit diesen Störungen ist zum Teil für Dritte erkennbar, beispielsweise wenn die Ausübung in Fitnesscentern stattfindet. Mitarbeitende in Fitnesscentern tragen eine gewisse Verantwortung für die Gesundheit ihrer Kunden und werden im Laufe ihrer Karrieren wahrscheinlich mehrfach mit solchen Fällen konfrontiert. Ziel dieser Studie war es, die Erfahrungen von Fitnesscenter Mitarbeitenden in Bezug auf Verdachtsfälle von Essstörungen und Bewegungssucht zu erfragen, um zu verstehen, ob und inwiefern solche Fälle erkannt werden und wie damit umgegangen wird.

99 Fitnesscenter Mitarbeitende aus der deutschsprachigen Schweiz haben an einer anonymen Umfrage teilgenommen. Erfragt wurde die Häufigkeit der Erkennung von Personen, die mit einer vermuteten Essstörung oder Bewegungssucht trainieren. Ebenfalls wurde ermittelt, welche Kriterien für eine solche Vermutung seitens der Mitarbeitenden entscheidend sind, ob die erkannten Personen konfrontiert werden und ob die Mitarbeitenden Richtlinien für das Vorgehen in solchen Fällen kennen.

75% der Befragten erlebten bereits einen oder mehrere Verdachtsfälle von Kunden mit Essstörung oder Bewegungssucht. Die Befragten gaben ebenfalls an, dass sie zwischen Essstörung und Bewegungssucht klare Unterschiede erkennen. In 65% der beobachteten Verdachtsfälle wurden die Kunden bezüglich ihrer Trainingsgewohnheiten und Gesundheit konfrontiert. Ältere Mitarbeitende gaben häufiger an, in Verdachtsfällen einzuschreiten. Weniger als 50% der Befragten gab an, Richtlinien zu diesen Themen zu kennen, wohingegen die Mehrheit sich mehr Informationen und Ressourcen dazu wünscht.

Ein ungesundes und exzessives Trainingsverhalten scheint in Schweizer Fitnesscentern kein unbekanntes Phänomen zu sein. Obwohl die betreffenden Personen in einigen Verdachtsfällen von den Mitarbeitenden konfrontiert werden, haben diese zum Grossteil keine Kenntnisse über Richtlinien für eine konstruktive Gesprächsführung. Da Essstörungen und Bewegungssucht schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen, sind nationale Richtlinien für Schweizer Fitnesscenter sehr zu empfehlen.