/ Forschung

Aerobes Ausdauertraining führt bei stationären Patient*innen mit Depressionen zu günstigen Effekten auf das Arbeitsgedächtnis

Aerobes Ausdauertraining hat bei Personen mit depressiven Störungen positive Auswirkungen auf die Schwere der Symptome und die kognitive Leistungsfähigkeit. Es liegen indes noch wenige Erkenntnisse vor, wie aerobes Ausdauertraining als «add-on» zur traditionellen stationären Behandlung bei Depressionen wirkt. Aus diesem Grund wurde die vorliegende Studie – doppelblinde randomisierte Kontrollgruppen-Studiemit Patient*innen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren – durchgeführt. Alle Patient*innen litten an moderaten bis schweren depressiven Symptomen (Werte auf Hamilton Depression Rating Skala > 16). Die Studienteilnehmenden wurden zufällig der Interventionsgruppe (aerobes Ausdauertraining) oder der aktiven Kontrollgruppe (Dehnungsaktivitäten) zugeteilt. Die Interventionsdauer betrug sechs Wochen mit drei wöchentlichen Trainingseinheiten. Depressive Symptome stellten das «primary outcome» der Studie dar. Darüber hinaus wurden verschiedene physiologische und psychologische Variablen als «secondary outcomes» erfasst, unter anderem auch kognitive Tests (mit der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung). Insgesamt konnten 42 Patient*innen in die Analysen einbezogen werden (Interventionsgruppe: n=22; Kontrollgruppe: n=20). Unabhängig von der Gruppenzuteilung konnte während der stationären Behandlung eine signifikante Verbesserung der Symtpomschwere beobachtet werden. Ebenso verbesserten sich die Patient*innen im Bereich Stressresilienz, physisches Selbstkonzept und kognitive Flexibilität. Im Bereich Arbeitsgedächtnis konnten signifikante Zeit x Grupppen-Effekte zu Gunsten der Interventionsgruppe festgestellt werden. Die Befunde der Studie zeigen, dass die stationäre Behandlung von Patient*innen mit mittleren bis schweren Depressionen in der Regel gut funktioniert, dass mit aerobem Ausdauertraining jedoch weitere Verbesserung im Bereich Kognition erzielt werden können (insbesondere im Arbeitsgedächtnis). Die klinische Relevanz der Befunde ergibt sich daraus, dass bislang nur wenige Therapieformen bekannt sind, mit denen bei Patient*innen mit depressiven Störungen Aspekte der Kognition verbessert werden können.

Die Ergebnisse wurden in der internationalen Online-Fachzeitschrift Journal of Affective Disorders als Open-Access-Publikation veröffentlicht und lassen sich hier nachlesen.

Imboden, C., Gerber, M., Beck, J., Holsboer-Trachsler, E., Pühse, U., & Hatzinger, M., (2020). Aerobic exercise or stretching as add-on to inpatient treatment of depression: Similar antidepressant effects on depressive symptoms and larger effects on working memory for aerobic exercise alone. Journal of Affective Disorders, 276, 866-876.