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Bewegungswissenschaftler im Gesundheitswesen: Ein Vergleich zwischen Australien und der Schweiz

SWOT

SWOT-Analyse: Bewegungswissenschaftler*innen im Gesundheitswesen in Australien und der Schweiz.

Bewegungsmangel ist weltweit ein führender Risikofaktor für die Sterblichkeit, eine wichtige vermeidbare Ursache für nicht übertragbare Krankheiten (NCD) und eine sozioökonomische Belastung für die Gesundheitssysteme. Glücklicherweise gibt es Belege dafür, dass Bewegungsinterventionen, die von qualifizierten Bewegungswissenschaftlern durchgeführt werden, ein wirksames Mittel zur Verringerung von Bewegungsmangel und zur Prävention und Behandlung von NCDs sind.

Justin Carrard, Maurin Gut et al. vergleichen in einem Review die Integration von Bewegungswissenschaftlern (definiert als Hochschulabsolvent*innen mit einem universitären Abschluss in Sport- und Bewegungswissenschaften) in die Gesundheitssysteme Australiens, einem häufig zitierten Modell in dieser Hinsicht, und der Schweiz, ein Land, welches über ein effektives, aber kostspieliges Gesundheitssystem verfügt.

Australien anerkennt speziell ausgebildete Bewegungswissenschaftler*innen (sogenannte Accredited Exercise Physiologists) offiziell als Fachkräfte im Gesundheitswesen. Die von ihnen durchgeführten Trainingsmassnahmen, die sich als kosteneffektiv erwiesen haben und zu positiven gesundheitlichen Ergebnissen führen, werden von Medicare, der australischen Grundversicherung, übernommen. Allerdings deckt Medicare nur maximal 5 Sitzungen pro Jahr für alle paramedizinischen Gesundheitsdienstleistungen ab.

In der Schweiz hingegen werden die Bewegungswissenschaftler*innen nicht als Gesundheitsdienstleister*innen anerkannt, obwohl in diesem Land Masterstudiengänge angeboten werden, die sich auf die Vermittlung von körperlicher Aktivität an klinischen Gruppen konzentrieren. Folglich werden ihre Leistungen nicht von den Schweizer Krankenkassen übernommen. Letztere decken jedoch eine grosse Anzahl von paramedizinischen Dienstleistungen (ohne formale Begrenzung) ab, die von anderen Angehörigen der Gesundheitsberufe erbracht werden.

Somit lässt sich resümieren, dass Australien Bewegungswissenschaftler*innen besser nutzt als die Schweiz. Für die Schweiz wäre es von Vorteil, einen klinischen Beruf für Bewegungswissenschaftler*innen einzuführen, die zu erwerbenden Kompetenzen zu definieren sowie deren Tätigkeitsbereich festzulegen. Die sehr begrenzte Anzahl an Therapiesitzungen, die von Medicare in Australien abgedeckt wird, könnte den positiven Einfluss von Bewegungswissenschaftler*innen auf das australische Gesundheitssystem einschränken. Insgesamt kann das gegenseitige Lernen zwischen den Ländern die Entwicklung und die weltweite Anerkennung von klinischen Positionen für Bewegungswissenschaftler*innen fördern.

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