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Eine einzelne Sporteinheit reduziert die Reaktion auf akuten psychosozialen Stress, hat aber scheinbar keinen Einfluss auf höhere geistige Funktionen in Stresssituationen

Psychosozialer Stress hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern beein-
trächtigt möglicherweise auch unsere geistige Leistungsfähigkeit. Dies kann sich in akuten Stresssituationen zum Beispiel negativ auf das Abschneiden in wichtigen Prüfungen oder in Vorstellungsgesprächen auswirken.

Mit unserer Studie wollten wir daher herausfinden, ob eine Sporteinheit die psychische und physische Reaktion auf einen direkt darauffolgenden psychosozialen Stressor beeinflussen kann. Als Zweites wollten wir wissen, ob diese Sporteinheit negative Effekte einer akuten Stresssitu-
ation auf höhere geistige Funktionen abpuffern kann. Wir haben uns dabei auf die Untersuchung der Inhibitionsfähigkeit fokussiert, die besonders wichtig ist, um beispielsweise störende Reize ausblenden und sich auf seine Ziele konzentrieren zu können.

Dafür nahmen 60 Jugendliche im Alter von 16-20 Jahren an unserer Untersuchung teil. Nach dem Zufallsprinzip wurden sie einer Sportgruppe (30 min moderates Training auf dem Fahrradergo-
meter) und einer Kontrollgruppe zugeteilt. Beim anschliessenden Stresstest (Scheinvorstellungs-
gespräch vor einer Jury) wurde die physiologische (Speichelcortisol und -Alpha-Amylase) sowie psychologische Stressreaktivität (Zustandsangst) gemessen. Vorher und nachher wurde ein Inhibitionstest (Stroop Color-Word Test) durchgeführt, während dem die Gehirnaktivität mit dem Verfahren der Nahinfrarotspektroskopie erfasst wurde.

In Reaktion auf den Stressor zeigte sich in der Sportgruppe ein im Vergleich zur Kontrollgruppe geringerer Anstieg in der Zustandsangst und im Speichelenzym Alpha-Amylase. Alpha-Amylase repräsentiert die Stressreaktion des autonomen Nervensystems. Dieses Ergebnis legt nahe, dass akute Sportaktivität einer zu hohen psychologischen und physiologischen Stressreaktion entgegenwirken kann. Die Ergebnisse des Inhibitionstests sowie die zugehörige Gehirnaktivität wurden allerdings nicht von der Gruppenzugehörigkeit der Studienteilnehmer*innen beeinflusst.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht.