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Sebastian Ludyga ist neu Professor für «Sportpädagogik und Gesundheitsentwicklung» am DSBG. Nach einer gut einjährigen Interimsphase übernahm Ludyga per 1. Juli 2025 die seit der Emeritierung von Prof. Uwe Pühse unbesetzte Professur. Wir haben mit ihm über seine neue Funktion an alter Stätte sowie seine Zukunftspläne gesprochen.
Sebastian Ludyga, Sie sind schon seit zehn Jahren am DSBG. Welche Funktion(en) hatten Sie in dieser Zeit?
2015 startete ich als PostDoc im Fachbereich von Prof. Uwe Pühse, später wurde meine Anstellung umgewandelt in eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. 2022 kam die Funktion als Forschungsgruppenleiter im Fachbereich von Prof. Markus Gerber hinzu. Im selben Jahr habilitierte ich mich zum Thema «Kann sportliche Aktivität die neurokognitive Entwicklung im Kindes- und Jugendalter fördern». Mein Forschungsschwerpunkt liegt allgemein auf dem Einfluss von sportlicher Aktivität auf höhere kognitive Leistungen – insbesondere bei neurotypischen Kindern und Kindern mit Entwicklungsstörungen. Dabei forsche ich verhaltensbasiert mittels kognitiver Tests, aber auch mittels neurophysiologischer Methoden wie z. B. dem EEG.
Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag seit Antritt der Professur verändert?
Ja, mein Arbeitsalltag hat sich seither verändert: Das «selbst forschen» ist etwas in den Hintergrund gerückt und ich habe jetzt mein eigenes Team, für das ich verantwortlich bin. Somit ist der Betreuungsaufwand höher, dafür habe ich mehr Flexibilität.
In den ersten zwei Monaten als Professor habe ich mich vorwiegend mit der Planung der Lehre beschäftigt. Hinzu kamen Aufgaben als Mitglied der Departementsleitung. Auf jeden Fall hat es mir sehr geholfen, dass ich das DSBG schon gut kannte – dadurch wusste ich, was auf mich zukommt. Nichtsdestotrotz hatte ich einen kurzen Einstieg, da bereits im September die Vorlesungen starteten. Mein Team konnte ich zum Glück schon vor Antritt meiner Professur zusammenstellen.
Wie ist Ihr Team aufgestellt?
Wir sind ein interdisziplinäres Team aus den zwei Fachgebieten Psychologie und Sportwissenschaft. Dr. Emily Meachon und Anja Atesli-Schwarz sind beide Psychologinnen; Sarah Bajer und Melanie Berger Sportwissenschaftlerinnen. Zudem ist Stephanie Bernhard für administrative und organisatorische Angelegenheiten unseres Fachbereichs zuständig.
Ihr Fachbereich wurde in «Sportpädagogik und Gesundheitsentwicklung» umbenannt. (Anmerkung: zuvor «Sport und Gesundheitspädagogik»). Was hat sich inhaltlich geändert?
Der alte Begriff war eher beschreibend; der neue legt den Fokus mehr auf die Beeinflussung der Gesundheit durch bestimmte Interventionen. Davon decke ich mit meinem Forschungsschwerpunkt den kognitiven Bereich ab. Also wie kann ich durch Sport und Bewegung meine kognitiven Funktionen, sprich schlussendlich meine kognitive Leistung positiv beeinflussen. Hinzu kommt die Sportpädagogik, welche eine der Grunddisziplinen des Sportstudiums ist. Viele Studierende arbeiten später als Lehrperson, sodass dieser Aspekt in der Lehre abgedeckt sein muss.
Wird es diesbezüglich auch Änderungen im Curriculum, sprich für die Studierenden geben?
Ja, das Konzept der Vorlesung «Grundlagen der Sportpädagogik» habe ich umgekrempelt. Bisher war es eine Ringvorlesung mit Projekten und Einblicken in unterschiedliche Facetten. Ich möchte darin nun noch mehr die Grundlagen vermitteln und aufbauend darauf im dazugehörigen Seminar Themen passend zu meinem Forschungsbereich vertiefen. Dabei ist es mir wichtig, dass ich diese zwei Veranstaltungen aus dem Bachelorstudium selbst unterrichte. Die Kurse im Masterstudium übernehmen dann vorwiegend meine Mitarbeitenden. Allgemein lege ich Wert auf einen strukturierten Aufbau der Lehrveranstaltungen.
Welche Forschungsprojekte sind zurzeit aktuell?
Wie eingangs angetönt, konzentrieren sich meine Forschungstätigkeiten einerseits auf neurotypische Settings im schulischen Kontext, andererseits forsche ich zu Kindern mit Entwicklungsstörungen.
Im Rahmen der Nexos-Studie vergleichen wir kooperatives Training mit nicht-kooperativem Training im schulischen Umfeld. Dabei interessiert uns, ob und falls ja, welcher Mechanismus erklärt, dass sich die zwei Trainingsarten unterscheiden. Dies wiederum kann Transfereffekte auf Situationen in der Schule haben: Wie verhalte ich mich gegenüber meinen Peers? Wie fühle ich mich integriert? usw.
Bezüglich Kinder mit Entwicklungsstörungen haben wir kürzlich eine Machbarkeitsstudie mit Frühgeborenen abgeschlossen. Diese beinhaltete eine koordinativ anspruchsvolle Bewegungschallenge, welche die Kinder zu Hause durchgeführt haben. Davon erhoffen wir uns eine einfachere Integration in den Alltag und somit möglichst langfristige Erfolge. Die ersten Ergebnisse waren sehr positiv. Hinzu kommen Kooperationsprojekte wie «REVIVE» − eine Studie in Kooperation mit Prof. Markus Gerber, Fachbereich Sport- und Psychosoziale Gesundheit, sowie Eric Lichtenstein, Fachbereich Angewandte Bewegungsphysiologie. Dabei untersuchen wir, wie sich Training mit dem ExerCube auf die Kognition und auf Gangparameter bei älteren Menschen auswirkt.
Bei welchen Sportarten trainiert man das Gehirn besonders?
Am meisten untersucht ist das Ausdauertraining, das primär positive Effekte auf die Gefässe im Gehirn hat. Indirekt können dadurch aber auch kognitive Vorteile entstehen, da das Gehirn optimal versorgt werden muss. Somit hat Ausdauertraining eher einen globalen Effekt auf das Gehirn. Spezifischere Effekte können bei koordinativ anspruchsvollem Training, bei dem motorisches Lernen stattfindet, erwartet werden. Darauf liegt auch mein Fokus. Ich habe beispielsweise die Kampfsportart Judo untersucht. Aber auch bei komplexen Ballspielen sind positive Effekte zu erwarten. Auf jeden Fall braucht es hohe technische und taktische Anforderungen. Wichtig ist: Diese Aussagen gelten für Kinder und Jugendliche. Bei älteren Personen sind aufgrund der Gefässalterung durch Ausdauertraining ähnlich grosse Effekte auf das Gehirn zu erwarten. Allerdings hat koordinatives Training auch im Alter positive Auswirkungen auf die Kognition. Immer wen wir neu lernen, findet eine kognitive Anpassung statt.
| Übrigens: Am Dienstag, 9. Dezember 2025 hält Prof. Dr. Sebastian Ludyga seine Antrittsvorlesung zum Thema «Wann kann eine Sporteinheit die kognitive Leistung beeinflussen?» 18.15 Uhr (Türöffnung 18:00 Uhr), Hörsaal DSBG |