/ Forschung

Sport als Therapiebaustein bei Entwicklungsstörungen

Entwicklungsstörungen, wie beispielsweise ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-
störung), Autismus und Körperkoordinationsstörungen, zeichnen sich durch eine von der Norm abweichende Gehirnentwicklung und eine frühe Auffälligkeit (vor der Pubertät) aus. Die Leitsym-
ptome können je nach der Art der Störung sehr stark variieren, führen aber zu kognitiven, psychosozialen und akademischen Beeinträchtigungen. Eine Besonderheit der verschiedenen Entwicklungsstörungen sind übergreifende Defizite in den höheren kognitiven Funktionen.
Aus einer sportwissenschaftlichen Perspektive ist diese Besonderheit relevant, weil sportliche Aktivität eine positive Wirkung auf diese kognitive Domäne hat. In einem prospektiven Review, das in Neuroscience & Biobehavioral Reviews veröffentlicht wurde, zeigen Sportwissenschaftler des DSBG das Potenzial sportlicher Aktivität als transdiagnostischen Behandlungsbaustein auf. Dabei stützen sie sich auf die neurokognitiven Wirkungen sportlicher Aktivität, die bei gesunden Kindern und Jugendlichen beobachtet wurden. Die Synthese bisheriger Forschungsarbeiten zeigt, dass sportliche Aktivität eine Normalisierungstendenz für die höheren kognitiven Funktionen hat und sich über die Verbesserung kognitiver Kontrollprozesse erklärt. Interessanterweise sind eben diese Kontrollprozesse trotz der Heterogenität der verschiedenen Entwicklungsstörungen transdiagnostisch beeinträchtigt. Das Potenzial sportlicher Aktivität in der Behandlung von Entwicklungsstörungen wird zudem von einer Reihe positiver Befunde experimenteller Studien bei ADHS und Autismus gestützt.

Ludyga, S., Pühse, U., Gerber, M., & Kamijo, K. (2021). How children with neurodevelopmental disorders can benefit from the neurocognitive effects of exercise. Neuroscience & Biobehavioral Reviews.