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Symptome von Bewegungssucht sind vergleichbar mit Symptomen von pathologischen Glückspielstörungen

Es gibt eine Reihe von Studien über Personen, die übermässig viel Sport treiben und sich trotz negativer Konsequenzen nicht in der Lage fühlen, ihr Sportengagement einzuschränken. Jedoch gibt es immer noch nicht genügend Evidenz, um Bewegungssucht als eine nicht-substanzgebundene Suchterkrankung einzustufen. Dies liegt zum Teil daran, dass die Symptome einer Bewegungssucht noch nicht systematisch untersucht worden sind. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die bereits bestehende Literatur gesichtet, um eine Übersicht über alle Symptome zu erstellen, die in der wissenschaftlichen Literatur in Zusammenhang mit exzessivem Sporttreiben auftauchen. Diese Liste wurde anschließend mit den DSM-5-Kriterien für Glücksspielstörungen verglichen und Vorschläge für diagnostische Kriterien für Bewegungssucht erarbeitet.

Konkret wurden die Datenbanken MEDLINE, Web of Science und PsycInfo nach qualitativen Studien oder Fallberichten durchsucht, bei denen übermässiges Training im Mittelpunkt stand. Alle Symptome, die in Zusammenhang mit übermässigem Training aufgeführt waren, wurden aus den einzelnen Studien extrahiert und dokumentiert. Anschliessend wurden die Symptome mit den diagnostischen Kriterien für eine Glückspielstörung verglichen. Insgesamt konnten 17 Studien in die Überprüfung einbezogen werden, woraus 56 verschiedene Symptome resultierten. Das Tool des «Critical Appraisal Skills Program» deutete darauf hin, dass die Mehrzahl der in die Ergebniszusammenfassung eingeschlossenen Studien eine adäquate Qualität aufwies. Die trainingsbedingten Symptome sind mit 7 der 9 DSM-5-Kriterien für eine Glücksspielstörung vergleichbar.

Die Ergebnisse legen nahe, dass übermässiges Training gemäss den DSM-5 Kriterien für nicht substanzgebundene Süchte als eine Art Verhaltenssucht eingestuft werden kann. Weiterführende Studien sollten darauf abzielen, die Prävalenz und Ausprägung dieser Symptome zu dokumentieren. Darüber hinaus sollte beachtet werden, dass Selbstberichte möglicherweise durch detaillierte klinische und neurobiologische Untersuchungen ergänzt werden müssen, um das klinische Profil von Personen, die von Bewegungssucht betroffen sind, zu vervollständigen.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychiatry veröffentlicht.

Colledge, F., Cody, R., Buchner, U. G., Schmidt, A., Pühse, U., Gerber, M., Wiesbeck, G., Lang, U.E., & Walter, M. (2020). Excessive Exercise – A Meta-Review. Frontiers in psychiatry, 11(1288). doi:10.3389/fpsyt.2020.521572