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Wie beeinflusst Judotraining die Impulskontrolle bei frühgeborenen Kindern und Kindern mit ADHS?

Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden, sind häufig von einer Verzögerung der kognitiven Entwicklung betroffen und zeigen beim Übergang zur Adoleszenz meistens Defizite in den höheren kognitiven Funktionen. Insbesondere die Impulskontrolle ist beeinträchtigt. Ein ähnliches kognitives Profil zeigt sich bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Diese Gemeinsamkeit ist auf eine abnormale Entwicklung kognitiver Kontrollprozesse zurückzuführen. Befunde von gesunden, termingeborenen Kindern deuten darauf hin, dass sportliche Aktivität mit einem hohen koordinativen Anspruch verschiedene kognitive Kontrollprozesse positiv beeinflussen kann.

In einer kombinierten Analyse von zwei experimentellen Studien sind Sportwissenschaftler am Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit zusammen mit Partnern aus der Neuropädiatrie des UKBB der Frage nachgegangen, ob ein 3-monatiges Judotraining die Impulskontrolle bei frühgeborenen Kindern und Kindern mit ADHS beeinflusst. Dazu absolvierten die Teilnehmenden kognitive Tests, die mit der Erfassung der Gehirnaktivität via Elektroenzephalographie kombiniert wurden. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Judotraining bei frühgeborenen Kindern Defizite in der Impulskontrolle verringert. Dieser Effekt war auf eine verbesserte Rekrutierung von Aufmerksamkeitsressourcen im präfrontalen Kortex zurückzuführen. Im Gegensatz dazu konnten Kinder mit AHDS im Hinblick auf die Impulskontrolle nicht vom Trainingsprogramm profitieren.

Gesamte Publikation

Ludyga, S., Mücke, M., Leuenberger, R., Bruggisser, F., Pühse, U., Gerber, M., Lemola, S., Capone-Mori, A., Keutler, C., Brotzmann, M. & Weber, P. (2022). Martial Arts and Cognitive Control in Children with ADHD and Children Born Very Preterm: A Combined Analysis of two RCTs. Medicine & Science in Sports & Exercise (Epub ahaed of print). DOI: 10.1249/MSS.0000000000003110