/ Forschung

Starke Unterschiede in den motorischen Basiskompetenzen bei Kindern aus verschiedenen europäischen Ländern

Damit Kinder aktiv am Sport innerhalb und ausserhalb der Schule teilnehmen können, benötigen sie motorische Basiskompetenzen. Diese zeigen sich dadurch, dass Kinder altersgerecht mit einem Ball prellen, dribbeln, werfen und fangen können, und dass sie sicher balancieren, springen, laufen und rollen können. Motorische Basiskompetenzen sind Teil der fachlichen Lernziele des Sportunterrichts und curricular verankert. Bisherige Studien in deutschsprachigen Ländern konnten zeigen, dass das Niveau der motorischen Basiskompetenzen bei Kindern aus verschiedenen Regionen variiert, und dass es mit verschiedenen endogenen und exogenen Faktoren wie Alter, Geschlecht oder körperlicher Aktivität zusammenhängt.
Zur Prüfung dieser Zusammenhänge im internationalen Raum wurden unter der Leitung der Universitäten Basel, Potsdam und Luxemburg im Rahmen des von Erasmus+ geförderten Projekts «Basic Motor Competencies in Europe (BMC-EU) – Assessment and Promotion» die motorischen Basiskompetenzen von 3758 Kindern aus der ersten und zweiten Klasse in zehn europäischen Ländern mit dem MOBAK-1-2-Instrument (Herrmann, 2018) gemessen. Dabei mussten die Kinder acht verschiedene motorische Aufgaben lösen, welche den beiden Kompetenzbereichen Etwas-Bewegen (Aufgaben mit einem Ball) und Sich-Bewegen (Aufgaben mit dem eigenen Körper) zugeordnet sind. Zusätzlich wurden die Kinder zu ihrer ausserschulischen Sportaktivität befragt.
Es zeigte sich, dass sich das Level der motorischen Basiskompetenzen deutlich zwischen den Kindern aus den verschiedenen Ländern unterscheidet. Hingegen fielen die Zusammenhänge der motorischen Basiskompetenzen mit dem Alter, dem Geschlecht, dem Body Mass Index und der ausserschulischen körperlichen Aktivität der Kinder in allen Regionen ähnlich aus. Die gefundenen Zusammenhänge decken sich mit der bisherigen Forschung zu den motorischen Basiskompetenzen. Unter anderem zeigte sich, dass die Teilnahme an ausserschulischer körperlicher Aktivität mit höheren motorischen Basiskompetenzen einhergeht, dies in Abhängigkeit von der Art der Sportteilnahme.
Die starken Unterschiede in den motorischen Basiskompetenzen und in der Teilnahme an ausserschulischem Sport zeigen die Wichtigkeit der Förderung der motorischen Basiskompetenzen sowie des Angebots und einfachen Zugangs zu ausserschulischem Sport. Das Autorenteam empfiehlt, in zukünftigen Studien die landesspezifischen Charakteristika und strukturellen Faktoren des Bildungswesens miteinzubeziehen. Im Rahmen des Gesamtprojekts wurden ausserdem Unterrichtsmaterialen für Lehrpersonen entwickelt, um Kinder gezielt in den motorischen Basiskompetenzen zu fördern (abrufbar unter http://mobak.info/bmc-eu/#1586525520273-90427982-0436).

Im Detail können die Erkenntnisse der Studie unter folgendem Link nachgelesen werden: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2022.804753/full

Wälti, M., Sallen, J., Adamakis, M., Ennigkeit, F., Gerlach, E., Heim, C., Jidovtseff, B., Kossyva, I., Labudová, J., Masaryková, D., Mombarg, R., De Sousa Morgado, L., Niederkofler, B., Niehues, M., Onofre, M., Pühse, U., Quitério, A., Scheuer, C., Seelig, H., Vlček, P., Vrbas, J., & Herrmann, C. (2022). Basic motor competencies of 6- to 8-year-old primary school children in ten European countries: a cross-sectional study on associations with age, sex, BMI and physical activity. Frontiers in Psychology, 13. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.804753